Margot Käßmann übernimmt Schirmherrschaft der ''Menso Alting''-Ausstellung

Botschafterin des Reformationsjubiläums würdigt Gemeinschaftsprojekt des Ostfriesischen Landesmuseums Emden und der Johannes a Lasco Bibliothek


Emden. Die evangelisch-lutherische Theologin Prof. Dr. Margot Käßmann, die als „Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017“ wirkt, hat die Schirmherrschaft für die Ausstellung „Menso Alting und seine Zeit. Glaubensstreit – Freiheit – Bürgerstolz“ übernommen, die ab dem 7. Oktober im Ostfriesischen Landesmuseum Emden und in der Johannes a Lasco Bibliothek gezeigt wird.

Am 7. Oktober jährt sich der 400. Todestag des Predigers und Theologen Menso Alting, der als streitbarer Calvinist weit über Emden und Groningen hinaus wirkte. Das Ostfriesische Landesmuseum und die Johannes a Lasco Bibliothek nehmen dieses Ereignis zum Anlass, um gemeinsam an den bedeutenden Kirchenmann der Reformationszeit und der folgenden Zeit der Konfessionalisierung zu erinnern. Die Idee zu diesem Projekt geht auf den reformierten Emder Pastor Christian Züchner zurück.

Die Gemeinschaftsausstellung „Menso Alting und seine Zeit. Glaubensstreit – Freiheit – Bürgerstolz“ versteht sich als erster Beitrag und prägnanter Auftakt zum Reformationsjubiläum 2017, da Emden die Auszeichnung zur Reformationsstadt anstrebt. Im Mittelpunkt der kulturhistorischen Präsentation steht der Mensch Alting und dessen Einfluss auf die Zeitläufe. Von ihm heißt es, dass er den Calvinismus in Emden manifestierte und die Stadt, in der ein religiöser Pluralismus gelebt wurde, so zum Brennpunkt konfessioneller Auseinandersetzungen in Europa machte. Mit ihm gedieh die Emder Revolution von 1595 – ein schillerndes Kapitel Geschichte, dass die Stadt bis in die heutige Zeit prägt.

„Dass die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum, Prof. Dr. Margot Käßmann, die Schirmherrschaft für diese Ausstellung übernommen hat, macht deutlich, dass Emden einen besonderen Stellenwert in der Reformationsgeschichte dieses Landes hat“, beschreibt Jann Schmidt, Kirchenpräsident der evangelisch-reformierten Kirche, seine Freude über die Zusage der Lutherbotschafterin. Auch hege er die frohe Erwartung, dass Ausstellung und Begleitprogramm dazu beitragen werden, die Stadtgeschichte und die Kirchengeschichte in einem neuen Kontext erscheinen zu lassen.

Das Ostfriesische Landesmuseum widmet sich den kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten jener Emder Epoche, die von einem starken Bedürfnis nach bürgerlicher Selbstbestimmung geprägt war und späterhin als das „goldene Zeitalter“ der Stadt deklariert wurde. Die Ausstellung wird in der ersten Etage mit der „Vorreformatorischen Zeit“ eröffnet, die Themenschwerpunkte „Konfessionalisierung“ und „Armenwesen“, „Der Weg zur Emder Revolution“ sowie „Bürgerstolz“ und „Neue Bilderwelten“ erwarten den Besucher in der zweiten Etage. Auch die Rüstkammer, in der Waffen aus dem Spanisch-Niederländischen Krieg (1568-1648) gezeigt werden, wird zum Schauplatz. Dass die Ausstellung im Rathaus an jener Stätte zu sehen ist, in der dereinst die Bürgergemeinde tagte und in der bis heute so manches Kleinod aus jener „bürgerstolzen“ Zeit präsentiert wird, gibt der inhaltlichen Ausrichtung eine besondere Gewichtung. So wie das vor 50 Jahren an selber Stelle neu errichtete Emder Rathaus als Sinnbild einer selbstbewussten Stadt fungiert.

Die Johannes a Lasco Bibliothek wiederum nimmt Menso Alting als politischen Theologen in den Fokus. In der einstigen Großen Kirche verkündigte Menso Alting seine reformierte Glaubensauffassung mit einer Vehemenz, die letztendlich in die Aufkündigung der Gefolgschaft zu seinem lutherischen Landesherrn Edzard II. mündete. Die „Moder Kerk“ wurde so zum geistigen Zentrum der Emder Revolution; ein Umbruch, der die Stadt schließlich in die politische Unabhängigkeit führte. So wird dem Ausstellungsbesucher auch in der Johannes a Lasco Bibliothek jene Aura gegenwärtig, die ihr als einstiger Wirkungsstätte Menso Altings innewohnt. Er stritt dort bis zu seinem Tod für den Calvinismus und fand ebenda vor 400 Jahren seine letzte Ruhestätte – beigesetzt wurde er an jenem Platz, an dem er während des Abendmahles zu sitzen pflegte. Der Besucher der Johannes a Lasco Bibliothek wird an historischer Stelle erfahren, wie sich das Täufertum in Emden konstituierte, wie sich die Diakonie entwickelte, welche kirchlichen Dispute in der Konsistorienkammer ausgetragen wurden und wie es seinerzeit um Emden als Zentrum des reformatorischen Buchdrucks bestellt war.

Und auch die benachbarte Schweizer Kirche bietet ein Exponat, das die Jahrhunderte überstanden hat und den Nimbus Menso Altings überliefert: sein Grabstein aus dem Jahre 1612, dessen Inschrift auf den Theologen Ubbo Emmius zurückgeht.
Die Ausstellung aus dem Fundus beider Emder Kultureinrichtungen wird unterstützt mit Leihgaben aus dem Groninger Museum, dem Diözesanmuseum Osnabrück, dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, den Kunstsammlungen der Universität Göttingen, dem Stadsarchief Amsterdam, der Stiftung Luthergedenkstätten Wittenberg, der Landesbibliothek Stuttgart, der Sammlung SØR Rusche Berlin-Oelde, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, der Marienbibliothek Halle (Saale), dem Landesarchiv Detmold, dem Staatsarchiv Aurich, dem Stadtarchiv Emden, der Ostfriesischen Landschaft  sowie aus verschiedenen Gemeinden  Ostfrieslands.

Zu den besonderen Leihgaben zählt ein Brief Calvins an die Emder Gemeinde von Mai 1557, der vom Stadsarchief Amsterdam zur Verfügung gestellt wird. Auch Original-Korrespondenz Menso Altings wird zu sehen sein – so beispielsweise Briefe, die der Prediger an den reformierten Theologen und Begründer der Groninger Universität, Ubbo Emmius, schrieb. Den Besucher erwarten überdies theologische Streitschriften zum Emder Katechismus, seltene Buchdrucke aus jener Zeit, Grafiken aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und den Luthergedenkstätten, Werke aus den Kunstsammlungen der Universität Göttingen sowie liturgische Gegenstände, die den konfessionellen Pluralismus Ostfrieslands in jener Epoche anschaulich machen – unter anderem eine silbervergoldete Monstranz aus der Kirche von Campen, die anno 1523 als katholisches Zeigegerät gefertigt wurde und zum Fundus des Groninger Museums gehört, sowie ein lutherischer Abendmahlskelch (1559-1599) aus der Kirchengemeinde Baltrum.

Vor dem Hintergrund des Reformationsjubiläums 2017 und der Ausrichtung Emdens als Reformationsstadt richten die beiden Emder musealen Institutionen ihr Augenmerk nicht allein in die Vergangenheit. So wird der Besucher mit Begriffen wie Freiheit, Selbstbestimmung und Toleranz konfrontiert – Wertvorstellungen, die damals wie heute auf das bürgerliche Leben Einfluss nehmen und aktuell reichlich Diskussionsstoff bieten. In Zusammenarbeit mit der reformierten Kirchengemeinde Emden und anderen Kooperationspartnern – auch von niederländischer Seite – werden sich diese Themenansätze nicht zuletzt in jenem Rahmenprogramm wiederfinden, dass die Ausstellung während der gesamten Laufzeit begleitet. Es setzt sich aus wissenschaftlichen Vorträgen, musikalischen Veranstaltungen und einem museumspädagogischen Programm des Ostfriesischen Landesmuseums zusammen, an dem sich auch niederländische Schulen beteiligen (ausführlich im  Begleitprogramm beschrieben). Auch erscheint zur Ausstellung ein 250 Seiten starker Katalog.

Gefördert wird die Ausstellung durch das Staatsministerium für Kultur und Medien, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, von der Stadt Emden, der Ostfriesischen Landschaft sowie von der reformierten Kirchengemeinde Emden.  

Die Ausstellung „Menso Alting und seine Zeit. Glaubensstreit – Freiheit – Bürgerstolz“ wird am 7. Oktober um 17 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes in der Johannes a Lasco Bibliothek eröffnet. Pastor Manfred Meyer gestaltet die Andacht; der Oberbürgermeister der Stadt Emden, Bernd Bornemann, und ein Vertreter des Kulturstaatsministeriums Berlin werden Grußworte vortragen.

weitere Informationen zum Begleitprogramm

„Dem besten, frömmsten und berühmtesten Mann, Menso Alting, dem wirklich hervorragenden Theologen, der Christus beim Weiden der Kirche 45 Jahre hindurch treu gedient hat … Er kam in den Himmel im Jahre der christlichen Zeitrechnung 1612 am 7 Oktober. Diese Inschrift verfasste für den ihm eng verbundenen Freund sein Freund Ubbo Emmius.“   

Auszug aus Menso Altings Grabinschrift, die Ubbo Emmius (1547-1625) für ihn verfasste.


Pressemitteilung, 31. August 2012
7. Oktober 2012 bis 31. März 2013: Gemeinschaftsausstellung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden und der Johannes a Lasco Bibliothek

Am 7. Oktober 2012 jährt sich der 400. Todestag des Predigers und Theologen Menso Alting, eines streitbaren Calvinisten, dessen Wirken weit über Emden und Groningen hinausreichte. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden und die Johannes a Lasco Bibliothek nehmen dieses Ereignis zum Anlass, um in einer Gemeinschaftsausstellung an diesen Kirchenmann der Reformationszeit und der folgenden Zeit der Konfessionalisierung zu erinnern.